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Metallfassade mal anders

Kunst im öffentlichen Raum ist nicht nur eine gewaltige Herausforderung für alle Beteiligten, sondern braucht auch Mut beim Bauherrn und Stadtbauamt, die sich den polarisierenden Diskussionen innerhalb der Bevölkerung ausgesetzt sehen. Umso mehr, wenn es um eine Gebäudefassade geht, die ein Blickfang in exponierter Lage ist. Wie am Beispiel des Marra-Hauses an der Neckarufer-Flaniermeile in Heilbronn am Neckar.


Mit dem Marra-Haus wurde die prominente Stadtkante an der Friedrich-Ebert-Brücke in der Heilbronner Innenstadt neu besetzt. Das Gebäude ersetzt das in die Jahre gekommene C&A-Kaufhaus, das diesen zentralen Ort über Jahrzehnte geprägt hat. Aufgrund seiner exponierten Lage wird das neue Wohn- und Geschäftshaus zum Blickfang und zur einladenden Geste am Heilbronner Neckarufer. Das neue Gebäude formuliert den Eingang zur Heilbronner Kernstadt neu. Der auf den Farbakzent ausgelegte architektonische Auftritt kultiviert die Lage am Neckarufer auf besondere Weise.


Beim Raumprogramm für das markante Eckgebäude setzt das Wohnbau- und Projektentwicklungsunternehmen Kruck + Partner auf eine Mischung der Nutzungen – das Erdgeschoss belegen auf ca. 2.500 m² mehrere gastronomische Betriebe, die mit ihrer Außenbewirtung den öffentlichen Raum bespielen. So entsteht eine lebendige Gastronomiemeile im Herzen der Innenstadt – direkt am Neckar. Bei der Auswahl der Mieter wurde ein guter Mix aus qualitativ hochwertigen überregionalen Konzepten sowie innovativen regionalen Anbietern gelegt. Zur weiteren Belebung tragen die Arthaus-Kinos bei, die im Marra-Haus mit 400 Sitzplätzen ihr außergewöhnliches Kino-Programm abseits des Mainstreams anbieten. Im ersten Obergeschoss finden auf ca. 2.000 m² insgesamt vier Facharztpraxen Platz. In der Kirchbrunnenstraße befinden sich die neuen Büroräume der Heilbronn Marketinggesellschaft (HMG) sowie der Stadtinitiative Heilbronn e.V.


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Fassadengestaltung

Metallfassaden werden allgemein als flächige Fassadensysteme mit Wärmedämmung ausgeführt. Paneele oder Kassetten ergeben eine geschlossene Struktur. Nicht so bei dieser Fassade.


Mit der Fassade aus vertikal angeordneten Aluminium-Lamellen erhält der Neubau eine besondere Oberflächentextur, die durch ein lineares Strukturbildraster einen ungewöhnlichen Effekt erzielt: mit jedem Ortswechsel ändert sich für den Betrachter die Farbwirkung des Hauses. Der Künstler Antonio Marra (www.antonio-marra.com) lieferte durch die Übertragung des von ihm erforschten Prinzips der „polyperspektivischen Malerei“ auf den Maßstab der Architektur eine eigenständige baukünstlerische Variante zum textilen Prinzip polychromer Fassadenverkleidungen. 


Die ästhetische Verknüpfung zwischen Farb- und Formgestaltung der Fassaden gelingt durch die vollflächige Bekleidung des Gebäudes mit einem gewebeartig wirkenden Netz aus 16.970 vertikal angeordneten und polychrom beschichteten Metall-Lamellen. 


Durch die eindrucksvolle Fassadengestaltung erlebt man die Öffnung und Anbindung des Marra-Hauses an die Stadt und die umgebende Natur. Das Gebäude begleitet den Betrachter auf seinem Weg, ständig verändert es sein Aussehen und verstärkt die Besonderheit des Standortes. Tageszeit und Licht beeinflussen die visuelle Wahrnehmung zusätzlich und machen die Begegnung mit dem Marra-Haus immer von neuem zu einem Erlebnis. Sensibel passt der sich die Gestaltung der jeweiligen Fassadenseite an die Umgebung an. Dies erzeugt einen spannenden Gegensatz und trotzdem eine harmonische Gesamtwirkung. Die Bunttonpallette des Künstlers Antonio Marra schafft eine sehr lebendige, fröhliche Stimmung. Zusammen mit dem hohen Weißanteil ergibt sich hieraus eine große Leichtigkeit und eine starke Präsenz am Ort, die für eine neue Identität sorgt. Die Details der Umsetzung wurden sorgfältig und mit großer Präzision entwickelt, so dass die Farblamellen sowohl transparente Balkonbrüstung, als auch Fassadenelement sein können.


Das Architekturkonzept 

Architektur und künstlerisch gestaltete Fassade wurden vom Beginn des Entwurfsprozesses an gemeinsam gestaltet und entwickelt. Architekt Alexander Schleifenheimer, Coburg (www.schleifenheimer-architekten.de), hat das Entwurfsprinzip des Hauses auf die textil anmutende Gestaltung der Fassade hin optimiert und bewusst auf Vor- und Rücksprünge sowie architektonische Fassadengliederungen verzichtet. Das Gebäude steht souverän an diesem wichtigen Ort der Heilbronner Innenstadt. Es reagiert insbesondere mit der Differenziertheit der Erdgeschoss- und Dachgeschosszonen auf die besonderen Wege- und Blickbeziehungen. Marras Fassadenentwurf wurde in enger Abstimmung mit dem Architekten und einer gemeinsam mit der Stadt Heilbronn einberufenen Expertenkommission verabschiedet, zu der u. a. Prof. Dr. Buether, Autor des Detail-Sonderheftes „Farbe“ und seit 2007 gewählter Vorsitzender des „Deutschen Farbenzentrums e.V. – Zentralinstitut für Farbe in Wissenschaft und Gestaltung“ gehörte.


Im Ergebnis entstand auf einer Gesamtfläche von ca. 10.800 m² und bei einer Gesamtinvestitionssumme von ca. 42 Mio. € eine urbane Mischung, die einen wichtigen Beitrag zur Belebung der Heilbronner Innenstadt leistet und das gesamte Umfeld bereichert.


Antonio Marra 

Neapolitanischer Künstler, der in Offenbach arbeitet und lebt, ist mit seinen Arbeiten längst in renommierten Museen, Galerien und Sammlungen international vertreten. Seine Maltechnik, Linien-Reliefs auf Leinwand zu bringen, zeigt verblüffende, einzigartige, dreidimensionale Effekte, die mit den üblichen Sehgewohnheiten brechen. So erhalten seine Bilder – je nach Standpunkt und Blickwinkel des Betrachters – mehrere Ebenen, deren Grundmuster miteinander verflochten sind. 


Der Auslöser: ein Marra-Bild

Vielleicht war es dieses interessante Spiel mit der Wahrnehmung in Marras Bildern, das die Projektentwickler Kruck + Partner auf die Idee brachte, das Prinzip der Malerei Marras auf die Gestaltung der Fassade des Wohn- und Geschäftshaus-Neubaus in prestigeträchtiger, zentraler Neckarlage zu übertragen. 


Aluform: Verarbeiter-Spezialist für außergewöhnliche Fassadenprojekte

Mit Aluform, Alucobond-Verarbeitungsgesellschaft aus Bad Rappenau bei Heilbronn, hatten Bauherr und Architekt einen Spezialisten an ihrer Seite, der mit seinem hohen Beratungs-, Entwicklungs- und Fertigungs-Know-how auch solch komplexe Fassadenaufgaben zu lösen versteht. So hat Aluform zusammen mit MBO, Obersulm, die technische Ausführung der Lamellen entwickelt. Aus Umwelt- und Gewichtsgründen wurde dabei auf materialsparende aber auch robuste Technik gesetzt, die im Bedarfsfall auch lamellenweise einfach austauschbar ist.


Für Aluform und den Alucobond-Hersteller, 3A Composites, gehört dieses Projekt sicherlich zu den besonderen Referenzen einer Metallfassade „mal anders“. Qualität und technische Ausführung der Lamellendreiecke und Trägerplatten lagen bei dem Verarbeitungs-Spezialisten Aluform in besten Händen.


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© Copyright Fotografie: www.zooeybraun.de – Conné Van D Grachten; Projektentwicklung: Kruck + Partner, Heilbronn

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